Geschichte der Traumdeutung
Träume sind vermutlich so alt wie die Menschheit. Im Britischen Museum befindet sich eine über dreitausend Jahre alte Papyrusrolle über den Traum. Jede Zeit, jede Kultur hat ihre eigenen Auffassungen über Ursprung, Sinn und Bedeutung der Träume und darüber, welchen Einfluss sie auf unser Leben nehmen sollen. Den Babyloniern und Ägyptern galten Träume als Botschaften weiser Götter. Das Alte Testament ist voller Traumerzählungen, in denen göttliche Offenbarungen ausgedrückt werden. Im Talmud finden sich eine Fülle von Verweisen auf Träume und ihre Interpretation sowie Methoden, um Träume zu fördern.
In der Antike verfassten nahezu alle großen Philosophen, unter ihnen Aristoteles, Sokrates, Hippokrates, umfangreiche Arbeiten zum Traum, die im Wesentlichen schon all die Probleme berühren, mit denen sich auch die heutige Traumforschung befasst. In seiner fünfbändigen „Traumdeutung“ unternahm der Grieche Artemidor von Daldis im 2. Jahrhundert nach Chr. den ersten Versuch, die Träume und ihre Deutung zu systematisieren. Danach wird es im westlichen Kulturkreis für fast anderthalb Jahrtausende nahezu still um den Traum. Das Interesse der Romantiker und Naturphilosophen des 19. Jahrhunderts galt dem Zusammenhang von unbewussten Vorgängen, Träumen und dichterischer Schöpfung.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam der Traum mit dem Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud und seinem 1900 erschienenen Werk „Die Traumdeutung“ zu neuen Ehren. Freuds Entdeckung der Sinnhaftigkeit der Träume sowie der Mechanismen der Traumarbeit ließ dem Traum eine zuvor nie gekannte Bedeutung zuteil-werden. Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung entwickelte ausgehend von Freuds Traumtheorie eine eigene Auffassung von Träumen und ihrer Deutung. Die psychoanalytische Traumlehre wurde seither durch Wissenschaftler und Autoren unterschiedlicher Schulen ergänzt und weiterentwickelt.